26 September 2024 „Pay what you want!“ auch für Regionalliga-Eishockey

„Pay what you want!“ auch für Regionalliga-Eishockey

Die Grefrather EG setzt für die kommende Eishockey-Spielzeit weiter auf ihr inzwischen bewährtes Ticket-Konzept. Auch für die Heimspiele in der Regionalliga NRW, der höchsten Amateur-Spielklasse des Landes dürfen die Eishockeyfans bei freier Platzwahl wieder selbst die Höhe ihrer Ticketpreise bestimmen. Damit geht das Motto „Pay what you want!“ beim Phoenix bereits in die vierte Saison. Was anfangs als „Versuch“ gestartet war, hat sich inzwischen zu einer regelrechten Erfolgs-Story entwickelt.

Es war schon mit einem gewissen Risiko verbunden, was Sandra Schmitz, Christof Hackstein und Alexander Dudel als geschäftsführendes Vorstands-Trio an einem Sommerabend des Jahres 2021 einstimmig beschlossen hatten. Angesichts eines seit Jahren stagnierenden Zuschauerschnitts im gerade einmal knapp dreistelligen Bereich entschied man gemeinsam, künftig für die Heimspiele der 1. Mannschaft auf festgelegte Eintrittsgelder zu verzichten und stattdessen den bis dato meist wenigen Fans selbst die Entscheidung zu überlassen, was ihnen ihr Stadionbesuch wert ist. Das Ticket-Motto „Pay what you want!“ war auf den Weg gebracht. Anfangs noch mit eher zögerlichem Erfolg, sprach sich das neue Preiskonzept schließlich unter den Eishockey-Fans herum und wurde bis heute zur „Win-Win-Situation“ für Verein und Fans.

Doch wie ist es dazu gekommen? Durchschnittlich gerade einmal 67 Zuschauer kamen zur Landesliga-Saison 2019/20 in die Halle, während die Spielzeit 2020/21 der Corona-Krise vollends zum Opfer fiel und ersatzlos gestrichen wurde. Der Tiefpunkt war erreicht und manch einer hatte sicherlich schon das Ende der langen Grefrather Eishockey-Tradition befürchtet.
Es sollte anders kommen. Mit neuem Ticket-Konzept, dafür jedoch mit äußerst dürftigem sportlichen Erfolg kehrte der Phoenix 2021/22 aufs Eis zurück. Im Schnitt 149 Fans sahen die Spiele der Blau-Gelben, durften im Saisonverlauf jedoch lediglich einen einzigen Sieg bejubeln. Sportlich, wie wirtschaftlich zu wenig, um den „Versuch“ als geglückt zu bewerten und die laufenden Kosten des Spielbetriebs auch langfristig decken zu können. Das hätte es mit „Pay what you want!“ bereits nach dem ersten Jahr gewesen sein können.
Anstatt nun die Rolle rückwärts zu machen, entschied man sich bei der GEG-Führung, das Experiment fortzuführen und das neue Ticket-Konzept um ein weiteres Jahr zu verlängern. Der Glaube an den Erfolg sollte sich bezahlt machen, denn mit dem sportlichen Erfolg, der gesteigerten Attraktivität der Spiele und der nun immer mehr zunehmenden Mund-zu-Mund-Bewerbung kehrte auch das Zuschauerinteresse in den Grefrather EisSport & EventPark zurück. Mit durchschnittlich 365 Fans konnte man 2022/23 die Zuschauerzahlen bereits mehr als verdoppeln. Noch besser lief es dann in der zurückliegenden Landesliga-Spielzeit, als die Heimspiele des Phoenix im Schnitt 782 Besucherinnen und Besucher in die Halle an der Grefrather Stadionstraße lockten. Das Play-Off-Derby im Halbfinale gegen die Black Tigers Moers wollten sogar fast 2000 Zuschauer sehen, was einen bundesweiten Saison-Rekord für diese Spielklasse darstellte.

Inzwischen besteht kein Zweifel mehr, dass „Pay what you want!“ beim Niers-Club zur Erfolgs-Story geworden ist. Und das nicht nur in Grefrath. Auch anderenorts fand die Aktion Nachahmer. Selbst beim Ligakonkurrenten aus Moers und in der Regionalliga beim Neusser EV verzichtete man in der Vorsaison auf festgelegte Eintrittspreise und konnte die Zuschauerzahlen erkennbar steigern, wenn auch bei weitem nicht in dem Ausmaß, wie es beim Phoenix der Fall war.

Doch ob die deutlich gesteigerten Besucherzahlen auch mit wirtschaftlichem Erfolg einhergehen, lässt sich nicht so ohne weiteres ableiten. Ligaweit liegen die Preise für ein Sitzplatz-Ticket bei 6 bis 12 €, die Zuschauerzahlen schwanken je nach Team stark zwischen 100 und knapp 900 Besuchern im Schnitt. „Ganz sicher ist es so, dass die durchschnittlich gezahlten Eintrittsgelder bei ‚Pay what you want!‘ unter dem liegen, was sonst ligaweit an Eintrittspreis verlangt wird“, verrät GEG-Geschäftsführer Alexander Dudel. „Ganz sicher bleibt bei den höheren Zuschauerzahlen unterm Strich aber auch mehr hängen, als es bei uns in der Zeit mit den festen Eintrittsgeldern der Fall war“, so Dudel weiter. „Nicht zuletzt sorgen die volleren Tribünen aber auch für ein stimmungsvolleres Stadion-Erlebnis bei den Fans, was wiederum für mögliche Sponsoren interessant ist, vor allem aber auch die Jungs auf dem Eis zusätzlich zu pushen scheint“, so Dudel. Dass dennoch beim Phoenix keine großen Sprünge drin sind, macht der zweite Vereinsvorsitzende Christof Hackstein deutlich: „Zuschauereinnahmen lassen sich nur sehr schwer kalkulieren und wir sind diesbezüglich eher vorsichtig unterwegs. Anders, als bei vielen Ligakonkurrenten zahlen wir unseren Spielern zwar keine Gelder oder gar Erfolgsprämien, dennoch können wir nicht auf Zuschauereinnahmen verzichten, da es im Ligenspielbetrieb laufende Kosten zu decken gibt. Schiedsrichter, Sanitäts- und Sicherheitsdienst, sowie Ausgaben für die obligatorischen Pyro-Effekte beim Einlauf der Mannschaft wollen bezahlt werden. Da kommt pro Heimspiel gerne schon mal ein vierstelliger Betrag zusammen, zumal die gesteigerten Besucherzahlen vor allem auch im Bereich Sicherheitsdienst zu deutlichen Mehrkosten führen. Dazu kommen noch die Ausgaben für Ausrüstung, Verpflegung und nicht zuletzt die Reisekosten zu den Auswärtsspielen“.

Um so dankbarer ist Hackstein, dass die Besucher das Preiskonzept in der Regel nicht ausnutzen, um sich „freien Eintritt“ zu erschleichen. „Wir denken, dass ‚Pay what you want!‘ sowohl für die Fans als auch den Verein eine Win-Win-Situation darstellt. Solange dies so gut funktioniert, wird es auch dabei bleiben“, so Hackstein. „Das Preiskonzept ist uns wichtig, weil so auch Familien oder Menschen mit knapperer Kasse die Möglichkeit haben, diesen tollen Sport mitzuerleben. Auch für die Stimmung und die Atmosphäre bei den Heimspielen ist das ein enormer Zugewinn. Wichtig ist natürlich, dass dies nicht von denen ausgenutzt wird, die es sich leisten könnten, dass ihr Obolus etwas größer ist“. Für Christof Hackstein hat dies immer auch etwas mit Wertschätzung und Verantwortung zu tun. Zum einen für die Zuschauerinnen und Zuschauer und zum anderen für den Sport, die Spieler und die vielen ehrenamtlichen Helfer im Verein, ohne die der Stadionbesuch und damit das Eishockey-Erlebnis nicht möglich wären.

(Pressemitteilung Grefrather EG, 26.09.2024, Foto: JOTTIGG)

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